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Under Review: Mehr als ein Lebenszeichen

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Under Review: Mehr als ein Lebenszeichen

Der Herbst ist nicht nur die Zeit, in der die Blätter von den Bäumen fallen und der warme Tee den Eistee ablöst, sondern auch die der Standortbestimmung im Eishockey. Nach der Vorbereitung und der ersten Handvoll an Pflichtspielen haben sich die ersten Eindrücke gefestigt und man kann die Stärken und Schwächen der Teams gut einschätzen. So auch in der DEL2, in der die Bietigheim Steelers einen durchwachsenen Saisonstart erlebten. Schon früh zeigte sich, dass die Partien eng waren und man sich – mit einer Ausnahme – konkurrenzfähig präsentierte.

Nach erneut knappen Niederlagen vor heimischer Kulisse gegen die Ravensburg Tower Stars und gegen die Teufel aus Bad Nauheim wog besonders die knappe Niederlage in Freiburg schwer. Geplagt von Verletzungssorgen schleppte sich das Team um Headcoach Alexander Dück in den Oktober. Zu den bereits verletzten Dostie, Fischer und Rust gesellten sich Bastian Eckl und zeitweise auch Tyler McNeely sowie Brett Kemp. Nicht nur, dass die kurze Bank viel Kraft kostet, sondern führt auch dazu, dass sich die Formationen nicht einspielen können und die notwendigen Automatismen einspielen. Der Tiefpunkt und vielleicht sogar der Wendepunkt war die erste deftige Klatsche in Regensburg, bei der man mit 5:1 an der Donau unterging.

Die herbe Niederlage gegen die Eisbären aus Regensburg sollte der Wendepunkt sein. Mit dem neu verpflichteten Center Cole Fonstad gelang den Steelers ein später Coup. Auch wenn sich der Kanadier nach seinem Debüt gegen Weiden noch lang nicht bei 100 % sah, steuerte dieser zwei Vorlagen zum eindrucksvollen 6:1 in der EgeTrans Arena bei. Damit meldeten sich die Steelers nicht nur eindrucksvoll zurück, sondern stärkten auch das eigene Selbstvertrauen – geht doch!

Ein weiterer Faktor war die Reihenzusammenstellung des Duos Dück/Blank. Das in den Playoffs 2025 glänzend funktionierende Abwehrduo Dronia / Sturm wurde erstmals getrennt. Auch die altbewährte Reihe um McNeely, flankiert von Zientek und Preibisch, wurde aufgelöst. Neuzugang Fonstad stürmte fortan an der Seite von Top-Scorer Jack Dugan, ergänzt durch Benjamin Zientek. Mit seiner Laufintensität hält Zientek seitdem den beiden Kreativspielern den Rücken frei.

Im Sahnpark zu Crimmitschau eröffnete Maxi Söll, der mittlerweile von Pawel Dronia als Nebenmann profitiert, früh den Torreigen. Eispiraten-Stürmer Corey Mackin – einer der Top-Spieler der Liga – brachte sein Team mehrfach heran, doch die Steelers ließen sich den Sieg nicht mehr nehmen und traten mit einem 6:4-Erfolg die Heimreise an. Nach diesem Befreiungsschlag wartete der Härtetest gegen drei Top-Teams in Serie – Düsseldorf, Landshut und Krefeld. Hätte man im Vorfeld sechs Punkte aus diesen schweren Spielen prophezeit, so hätte man diese Prognose ins Reich der Fabeln verwiesen.

Gegen den DEL-Absteiger brachte ein Doppelschlag von Eric Bradford die Gäste im ersten Drittel in Front. Doch die Steelers zeigten Comeback-Qualitäten und scheiterten zunächst immer wieder am überragenden DEG-Schlussmann Bednard. Alle weiteren Treffer fielen in Überzahl. Fonstad erzielte per Doppelpack den Anschluss und den Ausgleich im Schlussdrittel. In der Overtime war es dann Kapitän Preibisch der auf die Reise geschickt wurde und Bednard zwischen den Beinen überwinden konnte.

Dieser Achtungserfolg gab Selbstvertrauen für das Gastspiel in Landshut. Erneut musste man einem Rückstand hinterherlaufen, entschied aber durch einen Kraftakt im Schlussdrittel die Partie mit 4:3 für sich. Im darauffolgenden Heimspiel gegen Krefeld bewiesen die Steelers erneut ihre Stärke im Powerplay – eine Qualität, die sich schon in der Vorbereitung abgezeichnet hatte. Zwei Treffer in Überzahl reichten, um das Team von Thomas Popiesch in die Verlängerung zu zwingen. Erst 19 Sekunden vor Schluss sorgte Adam Payerl für die Entscheidung zugunsten der Pinguine.

Insgesamt neun Treffer erzielten die Steelers im Oktober in Überzahl – sechs davon in den letzten fünf Spielen. Der Einfluss von Neuzugang Fonstad ist dabei klar spürbar. Zuletzt bestraften die Steelers gegnerische Teams regelmäßig in Unterzahl. Doch im letzten Spiel vor der Deutschland-Cup-Pause drehte sich das Blatt. Die Lektion der Kassel Huskies war dabei deutlich: Auf der Strafbank kann man gegen ein Top-Team nicht gewinnen. Mit 28 Strafminuten verbrachte man zu viel Zeit in der Kühlbox und die Schlittenhunde verbuchten einen ungefährdeten 4:0-Heimerfolg.

Trotz der Niederlage in Kassel haben die Steelers mehr als ein Lebenszeichen an die DEL2 gesendet und eindrucksvoll bewiesen, dass man nicht nur konkurrenzfähig ist, sondern auch regelmäßig Punkte einfahren kann. Mit neuem Selbstvertrauen, frischen Kräften und hoffentlich weniger Verletzungssorgen sollen schließlich die letzten Sorgenfalten auf der Stirn des Bietigheimer Anhangs glätten.

Die Highlights im September:

  • Jack Dugan: Ob als Vollstrecker, als Vorlagengeber oder Trash-Talker – Jack Dugan bleibt der Mann der Stunde und führt mittlerweile sogar die DEL2-Scorerliste an. „Ich möchte einen großen Einfluss auf das Spiel haben und ein Unterschiedsspieler sein“, so der US-Amerikaner im Interview mit einer regionalen Zeitung. Dies ist Captain Jack bisher gut eindrucksvoll gelungen.
  • Cole Fonstad: Mit 1,67 Punkten pro Spiel hat der Kanadier einen beträchtlichen Anteil am Aufschwung der Steelers. Fonstad schafft Räume für seine Mitspieler und setzt diese gekonnt in Szene. Seine 4 Treffer waren allesamt spielentscheidend und änderten das Momentum der Partien.
  • Schüsse pro Spiel: Die Steelers sind nach Schüssen pro Spiel das zweitbeste Team der Liga. Nur die Krefeld Pinguine feuern mehr Pucks aufs gegnerische Tor ab als die Schwaben. Mit 33,7 Torschüssen pro Partie müssen sich gegnerische Goalies beschäftigen. Hält die Effizienz an, wird es im Ellental bald wieder Grund zum Jubeln geben.

von Markus Willrett