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Under Review: Ein Hauch von Nostalgie

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Under Review: Ein Hauch von Nostalgie

Wir schreiben den 14. Januar 2001 – es ist laut im Ellental, und der Geruch unzähliger Wunderkerzen liegt in der Luft. An diesem Sonntag gastiert der Heilbronner EC in Bietigheim. Zum Eröffnungsbully stehen sich zwei der produktivsten Reihen in der Geschichte der 2. Liga gegenüber: Unser legendärer „RTL“-Sturm mit Darren Richie, Craig Teeple und Tim Leahy sowie auf Seiten der Falken Oleg Znarok, Igor Dorochin und Ravil Khaidarov. Der heutige „Talentschuppen“ ist restlos ausverkauft, und während zehn Spieler des aktuellen Steelers-Kaders noch nicht geboren waren, prägen doch zwei Zeitzeugen das Geschehen auf und neben dem Eis bis heute entscheidend.

Einer davon ist SC-Verteidiger Tim Schüle. Das Steelers-Eigengewächs war damals neun Jahre alt und im Nachwuchs aktiv. Die Profispiele verfolgte er meist direkt am Ausgang der Profi-Kabine und klatschte seine Idole ab. An diesem Derby-Sonntag im Januar 2001 erhielt er sogar ein kleines Andenken von einem der Spieler: einen leicht angebrochenen Schläger (Marke: Easton; Typ: UltraLite). Heute klatscht er als Profi in der EgeTrans Arena die Hände eishockeybegeisterter Kinder auf der Tribüne ab.

Auch die Rolle des zweiten Zeitzeugen hat sich kaum verändert – die Rede ist von Justin Burkhardt, der unermüdlich für Stimmung im Fanblock sorgt. Der mittlerweile 33-Jährige pilgerte schon damals mit seiner Trommel zu den Heim- und Auswärtsspielen seines Herzensvereins. Heute hat er die Trommel, die immer noch im Keller steht, durch ein Megafon ersetzt und heizt wöchentlich den Fans in der Enztalkurve ordentlich ein. Vor knapp 25 Jahren feierte auch er mit Goalie David Belitski den Derbysieg gegen die Falken auf dem Eis. Der damalige Endstand: 6:3 für die Schwaben.

Auch am 25. Oktober 2024 wehte ein Hauch von Nostalgie durch die Schwarzwaldstraße, schließlich hatte es in den letzten drei Spielzeiten kein Derby mehr gegeben. Statt der Wunderkerzen gab es diesmal eine beeindruckende Choreografie in der Enztalkurve, die an die Erfolge der Vergangenheit erinnerte und ein historisches Logo des SC Bietigheim-Bissingen zeigte. Auf dem Eis lieferten sich die Akteure einen offenen Schlagabtausch. Auf der Tribüne kehrte mit Darren Richie einer der erfolgreichsten Torjäger der Vereinsgeschichte nach Bietigheim zurück, da sein Sohn mittlerweile das Trikot der Heilbronner Falken trägt. Am Ende gewannen die Steelers vor ausverkauftem Haus – wie vor knapp 25 Jahren. Zwar nicht ganz so deutlich wie damals, aber dennoch gab es einiges zu feiern. Garant für diesen Erfolg war unser Schlussmann Olafr Schmidt, der mit sehenswerten Paraden mehrfach den Sieg festhielt.

Mitte des Monats schickte man die Bayreuth Tigers mit 8:0 nach Hause, und am darauffolgenden Sonntag schenkte man dem Traditionsklub aus Füssen zwölf Tore ein und ging am Ende mit 12:3 als Sieger vom Eis. Trotz der dominanten Auftritte hielt Kapitän Alexander Preibisch fest: „Am Ende sind auch das nur sechs Punkte“, auch wenn man sich über 20 Treffer an einem Wochenende freuen durfte.

Insgesamt konnte man mit der Ausbeute von 22 Punkten aus neun Spielen zufrieden sein, wenngleich die „verlorenen“ fünf Punkte durchaus vermeidbar gewesen wären. Im Heimspiel gegen die Indianer aus dem Allgäu scheiterten die Steelers immer wieder am hervorragend aufgelegten Bastian Flott-Kucis und letztlich an einem Missverständnis im Spielaufbau in der Verlängerung. Auch in Passau scheiterte man 60-mal am gegnerischen Goalie und konnte sich am Ende nur die Chancenverwertung ankreiden.

Highlights des Monats:

Erik Nemec
Auf der Tribüne wird oft die Frage nach einem „echten Knipser“ gestellt. Der tschechische Neuzugang beantwortet diese Frage mit neun Treffern im Oktober, kommt damit auf insgesamt zwölf Tore und rangiert in der Torjägerliste auf Platz zwei. Im hart umkämpften zweiten Spiel gegen Bayreuth traf er sogar dreimal und ebnete so den Weg für den 5:3-Heimsieg. Doch Nemec glänzt nicht nur als Vollstrecker, sondern überzeugt auch durch seine Robustheit – eine Eigenschaft, die mancher Torjäger vermissen lässt.

Tim Schüle
Der schussgewaltige Verteidiger gehört gemeinsam mit Sören Sturm zu den punktbesten Verteidigern der Liga. Doch nicht nur bei der Punkteausbeute überzeugt der gebürtige Bietigheimer; Schüle strukturiert auch den Spielaufbau und das Powerplay an der blauen Linie. Seine Tore waren allesamt wichtig und sorgten für „Momentum“. Beim hart umkämpften Heimspiel gegen Füssen erzielte er das Game-Winning-Goal. In Peiting und beim Heimsieg gegen die Rebels aus Stuttgart waren seine Tore die „Dosenöffner“, und auch bei der Niederlage in Passau leitete sein Treffer die Aufholjagd ein.

 

Autor: Markus Willrett