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Under Review: Die Achterbahn im Ellental

Under Review: Die Achterbahn im Ellental

Der Start in die Saison der Bietigheim Steelers glich wahrlich einer Achterbahnfahrt. Wer schon einmal in einem Freizeitpark in der oft langen Schlange vor der Achterbahn stand, kennt das Gefühl von Vorfreude, Aufregung und Unsicherheit in Hinblick auf das kommende Erlebnis. Leider sollte die Unsicherheit bei den Steelers in den ersten Monaten der Saison die Oberhand behalten.

 

Ein enttäuschender Saisonstart und eine Verletzungsmisere sorgten bereits Ende September für die „‚rote Laterne“ der Liga, die bis heute nicht abgegeben werden konnte. Wachstumsschmerzen waren nach dem Abstieg aus der DEL sicherlich einkalkuliert, da es zur harten Realität gehört, dass der aktuelle Etat von 3,2 Mio Euro in der DEL2 leider nur noch finanzielles Mittelmaß bedeutet (Vergleichsquelle: EishockeyNews Sonderheft).

 

Die Rückkehr von Dany Naud an die Bande und die Installation des ehemaligen U18-Nationaltrainers Alexander Dück sorgten in den ersten Begegnungen gegen Freiburg und Ravensburg zunächst für mehr Kompaktheit in der Defensive. Der Fokus lag dabei auf einer höheren Stabilität, weniger ineffizienten Läufen sowie der Besinnung auf eigene Stärken. Besonders das Forechecking wirkte kontrollierter und das Stellungsspiel im eigenen Drittel überlegter. Trotzdem setzte sich danach die Achterbahnfahrt mit herben Niederlagen auf heimischem Eis gegen Kaufbeuren und die Lausitzer Füchse sowie in Bad Nauheim fort. Individuelle Fehler, zu wechselhafte Leistung innerhalb der 60 Spielminuten sowie oftmals mangelndes Selbstvertrauen waren als Hauptgründe auszumachen.

 

In zu vielen Partien wechselten sich Licht und Schatten permanent ab. So auch am 15. Spieltag, als an Halloween die Eislöwen aus Dresden in der EgeTrans Arena gastierten. Nach einem gruseligen Auftaktdrittel kamen die Steelers nur langsam in Tritt. Erst nach der zweiten Pause zeigte das Team um Top-Torjäger Jack Doremus eine ganz andere Körpersprache und beantwortete im Schlussabschnitt die in den Vorwochen vermehrt aufgekommene Charakter- und Mentalitätsfrage mit einem deutlichen 5:0. Kann man die dort gezeigte Qualität konstant abrufen und die vielen individuellen Fehler abstellen, so ist das Erreichen des Saisonzieles in den verbleibenden 37 Spielen noch möglich. Ein Blick auf den Punkteschnitt seit der Amtsübernahme des Duo Naud/Dück zeigt, dass der Trend stimmt: Hatte man zuvor lediglich 0,44 Punkte pro Spiel geholt, so konnte die Punkteausbeute seit dem 10. Spieltag auf 1,43 Punkte pro Partie erhöht werden.

 

Ein Blick über den Tellerrand hinaus genügt, um festzustellen, dass Absteiger aus den Beletagen des Sports oft eine sehr herausfordernde Zeit vor sich haben. Parallelen zum FC Schalke 04 oder Hertha BSC Berlin in der 2. Fußballbundesliga sind vorhanden. Sie verfügen über einen Kader, der vermeintlich einen Platz im oberen Tabellendrittel garantieren sollte. Der Start in die Saison war jedoch bei beiden Vereinen holprig und bisher enttäuschend. Aber auch die jeweiligen Fankurven weisen eine große Gemeinsamkeit auf: Obwohl die enthusiastischen Fans in Berlin, Gelsenkirchen und eben auch hier im Ellental zuletzt nicht mit Erfolg verwöhnt waren, stehen sie doch immer zu ihrem Team - getreu dem Motto: „Zusammen stärker“!

 

Top 3 des Monats:

 

Jack Doremus

Mit der Verpflichtung des Unterschiedsspielers Jack Doremus haben die Steelers voll ins Schwarze getroffen. Mit 64 Schüssen feuerte er die meisten Pucks auf das Gehäuse der Kontrahenten ab und war trotz seiner Verletzungspause an 34% aller Steelers-Treffer beteiligt. Jack verfügt über eine erstklassige Schusstechnik, sorgt bei nahezu jedem Shift für Gefahr in der gegnerischen „Redzone“ und fällt somit nicht nur durch die markante Benutzung seines Mundschutzes auf.

 

Fabjon Kuqi

Besonders zu Saisonbeginn zeigte er, dass er nicht nur ein physischer „Grinder“ sein kann. Der unermüdliche Arbeiter bekommt in der DEL2 deutlich mehr Eiszeit und zahlt das Vertrauen zurück. Das Eigengewächs geht nicht nur dahin, wo es weh tut, sondern verschafft sich auch immer wieder Platz vor dem gegnerischen Tor. Jeder fünfte Schuss unserer Nummer 42 findet den Weg ins gegnerische Netz.

 

Die Steelers-Fans

Unsere Fans zeigten zum Start der Saison eindrucksvolle Choreografien und waren sowohl in der EgeTrans-Arena als auch in den Arenen unserer Gegner mit teilweise langen Auswärtsfahrten der erhoffte 7. Mann. Passend zur sportlichen Situation klingt daher auch künftig der Fangesang „Steelers geben niemals auf!“ durch den grün-weiß-blauen Block.

 

(Text: Markus Willrett; Bild: Timo Raiser)